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The Last Of The Melting Snow
in Historische Geschichten 28.10.2010 15:26von timklueck •

The Last Of A Melting Snow
Ein Wesen mit zwei Köpfen blickte ihm direkt in die Augen. Über das rosige Gesicht der Chimäre fiel eine schwarze Haarlocke und unterstrich ihr bezauberndes Lächeln, als plötzlich der zweite Schädel eines wutentbrannt dreinblickenden Dolph-Lundgren-Verschnittes, sich dazwischen schob. Das Leben, schoss es Marc durch den Kopf, war ein Scheusal mit abertausenden Fratzen. Die Faust dieses eifersüchtigen Typen wollte er jedenfalls nicht riskieren. Marc senkte den Blick. Langsam machte er sich Sorgen, welch wirren Gedanken er in letzter Zeit nachhing. In seiner Hosentasche begann es zu vibrieren, Aufregung schoss in seine Brust. Eine SMS von Anne. Hastig zog er das Handy heraus und starrte auf die Bremslichter des Volvos vor ihm.
Mit der einen Hand hielt er das Lenkrad, mit der anderen öffnete er zitternd das Display, auf dem ein kleines Viereckchen blinkte und drückte schnell auf Lesen.
Bin ab morgen 6 Wochen weg.
Es ist alles gesagt. Mehr macht
keinen Sinn. Es ist aus. Tut mir
leid. Anne
Marcs Herz raste. Da war sie wieder, die hässliche Linke des Lebens und hinterließ einen brennenden Abdruck in seiner Mitte. Er hatte den ganzen Tag auf Annes Antwort gewartet, jetzt wo sie da war, zerrann seine Hoffnung zu einer matschigen Brühe. Der Wagen vor ihnen stoppte abrupt. Marc trat auf die Bremse, ihr Peugeot machte einen Satz und sein Kumpel und Nasentrinker Cedric landete mit der Stirn fast auf der Scheibe.
"Hey, man, ich hätt mir fast…spinnst du?"
"Scheiße, hier geht nichts voran. Anne ist morgen für 6 Wochen weg.“ "Fuck! Ich muss sie noch mal sehn"
„Dachte, das wäre gegessen." Cedrik rieb sich die Stirn.
"Verdammt!" Marc hämmerte aufs Lenkrad. Genau das wollte er nicht hören.
Ihm war heiß, die Heizung surrte auf Hochtouren, er öffnete das Fenster und kalte Luft schmierte herein.
Eine Bombendrohung brachte die Eincheckprozedur vor dem Eurotunnel völlig aus dem Lot, immer wieder ging es nur wenige Meter vorwärts, die Autos mussten abbremsen und warten, bis die Cops den nächsten auf vermeintlichen Sprengstoff untersucht hatten. Der Bandwurm aus Blechkarossen, dessen Teil sie waren, bewegte sich quälend langsam vorwärts, wie die Verzweiflung in sein Herz. So bräuchten sie noch Stunden für die ansonsten halbstündige Zugfahrt unter dem Ärmelkanal hindurch bis nach Calais und von dort über die Rue National bis nach Aachen. Stunden, die diese Liebe nicht mehr hatte. Bin ab morgen 6 Wochen weg!
Die Enttäuschung saß tief. Irgendwie befürchtete er, dass es vergeblich war, sie noch einmal zu bitten. Doch er wollte den Funken in ihren Augen sehen. Das Leuchten, das erloschen sein sollte? Es konnte doch nicht einfach so vorbei sein.
Handbremse lockern, anfahren, abbremsen, Stop and Go. Marc bemerkte verzweifelt, wie seine sicher geglaubte Gelassenheit dahin schmolz, wie die Schneeflocken auf der Frontscheibe. Auf dem Fahrbahnbelag vor der Rampe in den Eurozug malten die Reifen den Schnee zur grauen Schlacke. Um sie herum versank die Welt im Schneechaos. Rutschparty auf der Straße, Schleuderkurs in seinem Schädel. Marc musste sich konzentrieren, er war voll mit Konfusion. Neben ihm stopfte sich Cedric Chips in den Mund, zuckte mit den i-phone-bestöpselten Ohren und sang Heavently Creatures acapella. Er wollte ihn damit wohl ablenken, doch das gelang nicht. Sein Denken drehte sich um Anne. Marc hing der Song, den er selbst geschrieben hatte, aus den Ohren.
"Hey, p l e a s e, stop the volume!" Cedrik blickte wippend herüber, änderte seine Gute-Laune-Miene in eine OK-Ich -Weiß-Dir-Geht’s-Scheiße-Mimik und verstummte. Für die Jungs aus der Band war der Gig in London Party und Porn. Für ihn war diese Tour der erste Test für ein Leben ohne Anne.
Hey, ich kann gut ohne dich, brauch dich nicht. Ich bin ich und scheiß auf dich, mach doch was du willst. Doch Marc wusste, dass er diesen Test sang und klanglos in den Sand gesetzt hatte.
9 Jahre. Er wollte nicht, dass die Gefühle jetzt hoch schwappten und ihn unter einer Welle aus Angst und Trostlosigkeit begruben. Es schien so unzweifelhaft mit ihr. Er sah sie, roch sie, schmeckte sie, fühlte sie in seiner Nähe, hinter der Wand, im Wohnzimmer, im Bad, in der Küche, in seinen Gedanken. Ein Band zwischen zwei Menschen. Es konnte doch nicht alles weg sein. Er fragte sich, ob sie noch an ihn dachte. Konnte es sein, dass nichts mehr davon übrig blieb?


RE: The Last Of The Melting Snow
in Historische Geschichten 30.10.2010 18:10von timklueck •

Oh man, Andi, ich glaube mittlwerweile auch, wir sollten das Gaia Template nehmen.
Es liest sich besser in den Beiträgen und wirkt, in eigenen Farben, doch übersichtlicher.
Jetzt kommt es halt auf den Geschmack an. Ich mag gern was mit blau und leichten Farben, kombiniert mit diesem frischen Orange, finde ich ganz nett.
Mal sehn, was es noch gibt.
Grüße
Pat


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